Stellen wir uns mal die Frage was wir der Gewerkschaft alles zu verdanken haben und was NUR Gewerkschaften verhandeln können.
1. NUR Gewerkschaften können Tarifverträge mit den Arbeitgebern aushandeln, sonst niemand.
Um einen guten Tarifvertrag zu bekommen braucht mal erst mal eine starke Basis. Es nützt nichts wenn ver.di mit einem Organisationspotenzial ca. 25 oder 30% der Beschäftigen in der Pflege in eine Tarifrunde geht, da lachen sich die Arbeitgeber kaputt. Schon deswegen, weil ver.di damit nicht mal richtig streikfähig ist. Man sehe sich an was der Marburger Bund mit seinen 85-90% organisatierten Ärzten erreichen wollte, erreicht hat. Was die IG Metall oder wie sie alle heißen aushandeln. Die reden von Lohnerhöhungen bei uns kommen die Arbeitnehmer und fordern wahrscheinlich Lohnsenkungen bei gleichzeitiger Arbeitszeiterhöhung, so sieht es im Moment aus. Ver.di ist einfach zu schwach, weil keine Basis da ist.
Was habt die Gewerkschaft (vor allem die ÖTV [also die Vorgängerin von ver.di]) alles erreicht?
1. Lt. Bundesurlaubsgesetz stehen dem Arbeitnehmer 24 Tage Urlaub im Jahr zu. Nun guckt mal wieviel Ihr bekommt. Die bekommt Ihr nicht, weil Eurer AG so lieb und nett ist, sondern weil er tariflich festgelegt ist.
2. Lohn und Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall
3. Zeitschläge für Mehr-, Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit
4. verlängerte Kündigungsfristen und Verhinderung von willkürlichen Entlassungen
5. Arbeitssicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz
6. Zahlung von Erschwernisszulagen
7. Arbeitszeitverkürzungen (man hört ja was die Politik im Moment will).
Das alles wurde aussschließlich auf Druck der Gewerkschaft durchgesetzt und zwar zu einer Zeit wo die Gewerkschaft noch stark war.
Der viel gescholtene TVöD ist ein erstes Zeichen wo der Weg hinführen kann bzw. hinführen wird wenn nichts passiert.
Bei den Verhandlungen zum TVöD haben für unseren Bereich noch die Stadtreinigung und andere ver.di-Fachbereiche den Kopf hingehalten und haben gestreikt. Diesmal wird das wohl nicht mehr der Fall sein, da es wohl für die Fachbereiche spezifischen Tarifverträge geben soll. Da wird kein Müllfahrer mehr für die nette Krankenschwester auf die Straße gehen, das müssen wir selbst.
Genau da liegt ein weiterer Vorteil der Gewerkschaftler. Als Mitglied bekomme ich im Fall eines Steiks weiterhin finanzielle Unterstützung. Das heißt ver.di bezahlt seinen Mitgliedern den Verdienstausfall der während des Streiks kommt. (Die AG's stellen die Lohnfortzahlung bei Streik natürlich ein da ich in dieser Zeit ja keine Leistung bringe)
Ver.di bietet eine ganze Menge Fortbildungen und Seminare an, die für Mitglieder kostenlos sind. Ver.di organisiert Freizeitangebote. Es gibt bei bestimmten Firmen Rabatte für Mitglieder und und und.
http://www.verdi.deDie Mitgliedschaft kostet übrigend 1% des monatlichen Bruttolohns. (ohne Zuschläge, etc.)
Wer, aus dem Bereich der Pflege, nun meint, dass sei ihm zu teuer, sollte sich mal an seine ver.di-Vertrauensleute in seinem Haus wenden (ja sowas gibt es durchaus) und sich mal erklären lassen in welchen Bereichen der Organisationsgrad am höchsten ist.
Ich kann Euch versichern, dass er in den Berufgruppen die am wenigstens verdienen (Hauswirtschaft, Küche, etc.) am höchsten ist.
Das Argument 'ver.di ist zu teuer' ist also etwas schwach.