Spitzfußprophylaxe mit einem Handtuch

jackdanielsx84x

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Hallöle!

Vor kurzem entdeckte ich im Nachtdienst eine Bewohnerin mit einem Handtuch um den Fuß......später erfuhr ich....dass es der Spitzfußprophylaxe dienen sollte..... nun ja....ist mir neu.

Jedenfalls zur kurzen Einführung mal eine Anleitung von dem was ich gesehen habe:

Man faltet das Handtuch 2x der Länge nach zur Hälfte
Legt den mittleren Teil des Handtuchs auf die Fußsohle
Kreuzt das Handtuch über dem Sprunggelenk
Und legt es unter den Unterschenkel

Hm....ich verspreche mir davon keine Prophylaxe sondern eher....erhöhte Schweißbildung und eine erhöhte Decubitusgefahr. Bei Bewohnern mit einer noch minimal vorhanden Eigenbewegung hält diese Maßnahme auch nicht von jetzt bis zum verlassen des Zimmers. Ich habe natürlich schon einen Selbstversuch unternommen, der mich nicht gerade von diesem Verfahren überzeugt hat. Ich lasse ich mich jedoch gerne vom Gegenteil überzeugen.

Nun, schlußendlich meine Frage:

Kennt das jemand? Die Kollegen dieser Station meinten, dies wäre unter anderem Thema einer Fortbildung gewesen.
Leider finde ich im Internet und auch in meiner Sammlung an Fachbüchern keine sachdienlichen Hinweise, also hoffe ich mal das ihr mir helfen könnt. :daumen:

Greez
Dennis
 
90° Positionen als Spitzfußprophylaxe gelten eigenlich als überholt. Problem: Anregung des Beugers aktiv zu werden. Kontrakturen entstehen durch eine Überfunktion der Beuger im Gegensatz zum Strecker. Hier zusätzlicher Reiz für die Achillessehne- konstante Dehnung- Körper versucht Entlastung zu schaffen und reguliert gegen.

Einziges wirksames Mittel gegen Kontrakturen: Bewegung.

Elisabeth
 
Hallöle!

Na ja...überholt ist immer so eine Sache, wie in vielen Gebieten übertreiben es einige natürlich mit Kissen, Rollen, Schaumstoffquadern und weiß Gott noch welchen Dingen.
In der 2. Auflage des Pflege Heute befindet sich jedenfalls eine kleine Abhandlung zu diesem Thema:
Lagerungsmaterial sollte zur Spitzfußprophylaxe nicht länger als 2 - 3 Stunden am Stück angewendet werden, das entspricht auch dem was ich damals :D mal gelernt habe. :D
Bewegung ist natürlich das beste Mittel, da stimme ich dir zweifelsfrei zu. :lol:
Mir geht es, aber viel mehr um diese Handtuchsache, darin sehe ich nämlich bisher überhaupt keinen Sinn sondern 100% Schaden.


Greez
Dennis :daumen:
 
Stelle ich die Frage mal anders rum? Was verursacht die Entstehung einer Kontraktur- hier Spitzfuß?

Prophylaxe meint ja immer: vorbeugen- demzufolge müßte ich die Ursachen kennen um etwas verhindern zu können. Eine Prophylaxe müßte m. E. ja an den Ursachen ansetzen.

Die beschrieben Handtuchnutzung- sofern die 90° Stellung damit fixiert werden soll- ist überflüssig, wenn nicht sogar kontraproduktiv.

Elisabeth
 
Die Ursache kenne ich, darum geht es auch eigentlich nicht.


Die Frage war ob diese fragwürdige Methode jemand kennt und damit in irgendeiner Form schon einmal umgegangen ist, dass es nicht produktiv ist habe ich selbst schon festgestellt.


Greez
Dennis
 
Guten Morgen Dennis,

verstehe ich dich richtig, du möchtest Unterstützung finden, dass diese, mir bisher nicht bekannte Massnahme, unsinnig ist?

Also wie schon gesagt, ich habe es noch nie gehört und kann Elisabeth nur zustimmen, dass es eher Kontrakturen fördert, wenn das Handtuch am Fuss bleibt, als eine Spitzfussprophylaxe macht.

Was soll eigentlich noch alles ins Bett des Patienten?

Liebe Grüsse
Narde
 
jackdanielsx84x schrieb:
Die Frage war ob diese fragwürdige Methode jemand kennt und damit in irgendeiner Form schon einmal umgegangen ist, dass es nicht produktiv ist habe ich selbst schon festgestellt.

Wozu brauchts die Nachfrage, obs noch jemand kennt, wenn man anhand seines Fachwissens erkennen kann, dass die Maßnahme kontraproduktiv ist? Erklär den Kollegen, dass es nichts nützt, sondern eher schadet.

Ich würde in der Argumentation übrigens auf Fachbuchaussagen verzichten. Ich habe bei den Pflegefachbüchern oft den Eindruck, dass dort nicht der aktuelle Wissensstand enthalten ist. Vielleicht liegts daran, dass vom Erarbeiten bis zum Erscheinen der Bücher einige Jahre ins Land gehen können. Ich würde mit Anatomie und Physiologie argumentieren und mit der Ätiologie der Kontrakturen.


Elisabeth
 
Ich habe bei den Pflegefachbüchern oft den Eindruck, dass dort nicht der aktuelle Wissensstand enthalten ist. Vielleicht liegts daran, dass vom Erarbeiten bis zum Erscheinen der Bücher einige Jahre ins Land gehen können

Es liegt oft daran, dass es nichts ausreichendes neues gibt, was man mittels Messungen, Forschungsergebnisse, Studien etc. auch tatsächlich belegen kann.
Also bleibt man, auch wenn es immer wieder neue Bücher gibt, so lange beim "alten", bis das "neue" handfest und sicher ist.
Die oben beschriebene Methode scheint also nicht gängig zu sein und von daher auch kaum untersucht, ergo ist nichts in Fachbüchern zu finden.
Wer auch immer diese Methode erfunden hat....
Das zu erforschen wäre interessant....

LG
Trisha
 
Hallöle,

ich gebrauche sehr oft "Fachbücher" aus dem ganz einfachen Grund.....beziehen wir es gerade auf diese Handtücher....

Ich sage....die Handtücher fördern eher einen Spitzfuß und machen auch noch jede Menge andere Probleme...um mal kurz ab zu kürzen...

Bekommt man als Antwort....da war mal ne Frau und bei der hatten wir Fortbildung, die hat gesagt.....

Nun ja, mein Kampf gegen Felle läuft auch in eine ähnliche Richtung :fidee:

Ergo....kommt man da am besten weiter, wenn man es schwarz auf weiß hat, ist jedenfalls meine Erfahrung.


Greez
Dennis
 
hi dennis,

meiner meinung nach bringt dieses handtuch überhaupt nichts, eher im gegenteil, es fördert den spitzfuß!

genauso ist die alte methode mit dem keil zwischen fußsohle und bettgiebel sinnlos.

wenn man der sohle einen reiz gibt (durch druck z.b.), dann ist der fuß dazu geneigt, die fußspitze zu strecken (also in diese spitzfußhaltung zu kommen).

sogar der physiotherapeut meines sohnes (er bekam als baby mit 4 monaten voijta-therapie wg. KISS) gab mir da recht (der therapeut war auch mal kr.-pfleger).

also ich lasse von sowas die finger!

außerdem: man kann keine prophylaxe mehr machen, wenn die spitzfußhaltung schon vorhanden ist! man kann dann nur noch versuchen, denn fußstand wieder zu normalisieren, z.b. mit hilfe der physiotherapeuten!

lg
andrea
 
ich kenne es auch nicht und habe ich auch nicht in der schule gelernt , dann wird es wahrscheinlich auch nicht angewandt:daumen:
 
Guten morgen erst mal an alle .
Bin mit dem Handtuch um den Vorfuß vertraut.Im Rahmen eines
Bobath-Kurses für Pflegepersonal im letzten Jahr habe ich diese Methode kennen gelernt.
Das Handtuch dient nicht der Spitzfußprophylaxe sondern ist nur alls leichte
Stütze des Vorfußes gedacht.Das Tuch darf ja auch nur leicht um den Vorfuß
angebracht werden.
Auch unsere jüngeren Physios wenden das Handtuch an.Kann aber nicht
sagen ob sie daß in der Ausbildung gelernt haben oder auch beim Bobathkurs.

Servus
mainnurse
 
Gerade beim Bobath ist eigentlich jeglicher Reiz am Vorfuß kontraproduktiv da spastikauslösend. Komisch, dass die Physios das einbringen.

Elisabeth
 
Bekommt man als Antwort....da war mal ne Frau und bei der hatten wir Fortbildung, die hat gesagt.....

Nun ja, mein Kampf gegen Felle läuft auch in eine ähnliche Richtung :fidee:

Ergo....kommt man da am besten weiter, wenn man es schwarz auf weiß hat, ist jedenfalls meine Erfahrung.
Zweite gute Möglichkeit:
Man holt sich eine Fachkraft aus dem Haus. Also bei Problemen/Fragen zu Diabetes die Diabetesberaterin/Diätberaterin. Für Wunden die Wundexpertin usw.
Wenn die das erklären, hat das oft noch mehr Gewicht als ein Buch. Zumal die im Umgang mit Menschen und im Erklären geübt sind (im gegensatz zum Buch:freakjoint: )

Ulrich
 
Also ich hab das mal ganz einfach gelernt: Die beste Spitzfußprophylaxe ist Mobilisation! Klar ist das nicht immer möglich und manchmal auch ziemlich schwer, aber an die Bettkante schaffen es doch recht viele Patienten mit Unterstützung. Ansonsten sind auch passive Bewegungsübungen nicht verkehrt wenn der Patient nicht mithelfen kann, alle weiteren Maßnahmen, die hier schon beschrieben wurden, sollten auf jeden Fall nur vorübergehend angewndet werden.
LG Anika
 
Hallo zusammen,


ich befasse mich im Rahmen meines Arbeitsplatzes mit dem Bobath- Konzept.

In der Tat findet man im Bobath-Konzept unter anderem die Anwendung der Handtücher.

Sie sollen einer Aussenrotation des Hüftgelenkes entgegenwirken da nach einer zentralen Schädigung die Muskulatur um das Gelenk hypoton wird und keine Haltefunktion mehr hat.


Wird in der Anfangsphase die Hüfte im Liegen nicht korrigiert, baut sich ein Muskeltonus auf, der das Bein dann in dieser Stellung weiter hält. In der Folge wird es noch schwieriger das Bein zu bewegen und die Pat. leiden unter chronischen Schmerzen.
(Quelle Bobath-Konzept in der Pflege)


Gruß Pedi
 
Es geht hier um die Spitzfußprophylaxe. Irgendwie erstellt sich mir jetzt nicht der Zusammenhang zur Hüfte.

Elisabeth
 
Gerade beim Bobath ist eigentlich jeglicher Reiz am Vorfuß kontraproduktiv da spastikauslösend. Komisch, dass die Physios das einbringen.

Elisabeth


Ich hatte es darauf bezogen. Im Sinne davon das es beim Bobath- Konzept mit dem Handtuch nicht um die Spitzfußprophylaxe geht.
Mir ist klar das Bobath hier nicht das eigentliche Thema ist.

Gruß Pedi
 
Oh- Entschuldigung, dass hatte ich aus den Augen verloren. Jetzt hats Kilick gemacht.
Obwohl ich trotzdem nicht verstehe, warum mit dem Handtuch der Fuß in Funktionsstellung gezogen werden muss um die Hüfte zu stabilisieren.

Elisabeth
 
Hallo, also ich könnte mich schon vorstellen das man eine Bettlägerige Patient einen Handtuch um den oberer Teil des Fußes legt,und die Enden vom Handtuch in die Hände gibt ,damit er selbst ein paar streckungsübungen machen kann.Wenn dies nicht möglich ist, sollte natürlich immer wieder prophylaxtisch durchbewegt werden. Früher bekam der Paptient ein Holzbrett ins Bett.
 

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