Illiusionen unterstützen?

Grittlie

Junior-Mitglied
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28.08.2008
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Hallo,

ich habe da mal eine Frage:Mein Schwiegervater(jetzt 90.Schwer Herzkrank,Bettlägerig)sagt immer,das er bald wieder laufen wird.Er müsse nur wieder mehr trainieren.
Doch er ist nur noch Haut und Knochen.Hat keine Kraft mehr zu stehen(ohne Hilfe)

Er reagiert unwirsch,wenn man über seine Krankheiten spricht und tut gerne so,als ob er nix hätte.

Der Pflegedienst,als auch mein Mann meinten man solle ihm seine Illusionen lassen.


Ist das O.K. so?
Denn ich bin immer der Meinung,niemand sollte sich oder anderen was vormachen.
 
Hallo Grittle!

Dein Schwiegervater ist 90 Jahre alt. Das ist doch ein stolzes Alter und wenn er nun der Meinung ist, dass er bald wieder laufen kann, dann lass ihm doch seine Illusionen.

Warum möchtest du, dass er mit der Wahrheit konfrontiert wird? Er wird eh´ nur seine Wahrheit sehen.

Er möchte sich seinen jetzigen Zustand schön reden, weil er sich selber in dieser Situation nicht wohlfühlt. Sicherlich war er immer ein starker Mensch in körperlicher, wie in geistiger Hinsicht. Er empfindet es als Schwäche ihm seine körperlichen Gebrechen vorzuhalten.

Vermeide den Streit und lass ihn in seinem Glauben.

LG opjutti
 
Ist das O.K. so?
Denn ich bin immer der Meinung,niemand sollte sich oder anderen was vormachen.

Ich finde es o.k. so.
Grundsätzlich hast du natürlich Recht, aber in Einzelfällen würde ich Menschen auch in ihrem Glauben lassen wenn es ihnen damit besser geht. Warum willst du ihn unnötig aufregen ?
 
ich mach sowas abhängig vom ich nenns mal 'klarheits zustand'.
ein 90jähriger, der selbst gar nicht mehr weis was er sagt und es sowieso in 5min auch wieder vergessen hat, dem würde ich nich versuchen seine illusionen zu nehmen sondern ihn ruhig bestärken. ist doch schön wenn man ihn vlt noch zu der ein oder andren sachen motivieren kann wenn er optimistisch drauf ist :)
jemanden der bei klarem verstand ist würde ich nicht 'anlügen'. also ich würde keinem umheilbar kranken sagen 'das wird schon wieder' oder niemandem der nicht mehr lange zu leben hat sagen 'warten sie doch erstmal ab, vielleicht wirds ja doch alles wieder gut' oder sowas. solche illusionen und falsche hoffnungen nützen niemandem.

ich hatte letztens eine ganz nette bettlägrige ältere dame jenseits der 90 zu pflegen die fest davon überzeugt war sie müsse ihre eltern anrufen und bescheid sagen wo sie ist und wie es ihr geht. als ich ihr geantwortet hab die wüssten bescheid und es ist alles geklärt war sie so erleichtert und zufrieden - warum nich ;)
 
Warum sollte ich jemandem seine Sicht der Welt nehmen? Er schadet niemandem mit diesem Blieckwinkel und es hilft ihm wahrscheinlich die aktuelle Situation zu ertragen.

Btw.- war da net was mit den Sterbephasen nach Kübler Ross? Ich meine den Schritt Verleugnung. Und hat net jeder das Anrecht seinen Weg der Verarbeitung zu wählen? Auch der Schwiegervater?

Elisabeth
 
Vielleicht gibt ihm der Glaube an diese Perspektive wieder auf die Füsse zu kommen Kraft zum weiterleben? Lass im diese Kraftquelle, trainiere und übe mit ihm, was schadet es?
 
Also,der Schwiegervater ist bei klarem Verstand!Er ist körperlich völlig eingeschränkt.
Er war früher schon so,alles unangenehme wurde Grundsätzlich verdrängt.

Wenn er geistig nicht mehr fit wäre,würde ich ihm den Glauben auch lassen.
Nur,er drängt immer wiedr zum Training.Und ich traue mir das echt nicht zu.
Zu hinfällig ist er.

Hinzu kommt ein starker Knochenschwund und Arthrose in der Schulter.

Das Rauchen lassen wir ihm ja auch.
Wir hatten am Anfang einen riesen Kampf,ihm beizubringen das er dringend Hilfe benötigt.
Alles hat er abgewiesen und verdrängt!

Er ist und war ein sehr sturer Mensch und hatte uns dadurch das Leben auch schwer gemacht.
 
Soll seine Sturheit jetzt in den letzten Lebenstagen gebrochen werden? Warum?
Überlegt doch einfach mal, wie so sein "Training" aussehen kann.

Elisabeth
 
im zweifel: wenden sie sich an den physiotherapeuten ihres vertrauens ;)


der sollte wissen, was nicht geht - und was doch noch geht.
 
Ich werde einen Physiotherapeuten mal fragen.
Denn die Gefahr,ihn in seinen Illusionen zu bestäkrenbesteht darin,das er sich irgentwann zutraut,wieder alleine aufzustehen und laufen zu können.Sowas hatten wir vor Monaten schon mal getan.
Da ging es ihm noch besser und obwohl wir ihm mehrfach gesagt hatten,er solle nicht alleine aufstehen,hat er das getan und ist promp gestürzt!

Ich danke euch für euer Zuhören und Tipps.
 
Solche Vorfälle lassen sich ohnehin nicht komplett verhindern, egal, was Du sagst.

Wenn Dein Schwiegervater sein Leben lang Unangenehmes verdrängt hat, wird er diese Taktik in hohem Alter wohl kaum aufgeben. Welchen Sinn hätte es, ihn zu einer anderen Verarbeitungsstrategie zu "zwingen"? Es gibt aktive wie passive Bewegungsübungen, die sich auch im Bett oder im Rollstuhl durchführen lassen; da ist die Sturzgefahr gebannt und der alte Herr hat das Gefühl, es gehe aufwärts.
 
Der Verlust der Autonomie ist wohl das Schlimmste, was einem Menschen passiern kann, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen.

Elisabeth