Schwierige Pflegesituation, die sehr belastet

ellie

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16.07.2008
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Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
häusl. Krankenpflege
Hallo,
wir haben einen Patienten (50J)der psychisch krank ist (was genau weiss ich nicht) und seit 2 Jahren nur noch im Bett liegt. Seit Monaten isst er nicht mehr und trinkt wenig. Nach einen kurzen Krankenhausaufenthalt hat er einen heftigen Deku. Jegliche medizinische Hilfe wird von ihm und den Eltern abgelehnt. Wir machen nur noch Schadensbegrenzung, kommen aber alle mit der Situation nicht zurecht, da dem Patienten medizinisch geholfen werden könnte. Krankenkasse, MDK, Hausärzte und Krankenhausärzte wissen alle um die Krankengeschichte aber keiner unternimmt etwas. Es heisst gegen den Willen von ihm und den Eltern könne man nichts tun. Er ist aber doch psychisch krank und die Eltern haben die Vormundschaft! Gibt es niemanden denn man einschalten kann, evtl. auch anonym?
Ich weiss einfach nicht mehr weiter und so langsam verfolgt mich der Patient bis in meine tiefsten Albträume.
Hoffe das jemand von euch den ultimativen Tipp hat.
LG Elli
 
Ist denn der Pat. wegen seiner psychischen Erkrankung bettlägerig oder gibt es dafür einen anderen Grund ?
 
Hallo,
vor zwei Jahren ist er mal gestürzt und konnte auf Grund einer Prellung nicht so gut laufen und da ist er halt auf anraten seiner Mutter im Bett geblieben. Seitdem bekommt er auch seine Psychopharmaka nicht mehr. Wir sind in der Zeit zweimal in der Woche zum waschen hin gegangen und haben ihn mal auf die Bettkante gesetzt. Aber jetzt will er einfach nicht mehr und das zeigt er auch deutlich.
LG elli
 
Gibt es niemanden denn man einschalten kann, evtl. auch anonym?
Ich weiss einfach nicht mehr weiter und so langsam verfolgt mich der Patient bis in meine tiefsten Albträume.

Jemanden einschalten wenn professionelle Pflege vorhanden ist, da sehe ich nicht viel, außer den Personen, die mit dem Patienten auch zu tun haben.
Wenn ein Mangel an häuslicher Pflege (ich habe es so gelesen, dass der Patient zuhause ist) oder Vernachlässigung vorhanden ist, gibt es meist bei Landkreisen entsprechende Ansprechpartner, die dann prüfen, ob eine entsprechende Eingabe beim zuständigen Amtsgericht angezeigt ist. - da mal erkundigen !

Ansonsten seid ihr es doch, mit den elterlichen Instanzen die Problematik zu besprechen. Inwieweit der Patient selbst in der Lage ist, sich auf irgend eine Weise zu äußern ist wieder ein anderes Thema.

Wenn dich ein Patient schon verfolgt, wirst du wissen, dass du das so schnell wie möglich abstellen solltest um deine Arbeitsfähigkeit und Gesundheit und andere Patienten nicht zu gefährden.

Ich wünsche dir mehr Dickhäutigkeit mit so einer etwas problematischen Angelegenheit umzugehen!

Grüße

Neuron
 
Aber jetzt will er einfach nicht mehr und das zeigt er auch deutlich.


Manchmal muss man auch etwas hinnehmen was man selbst nicht ändern kann... Macht euern Job so gut wie ihr könnt und respektiert den Willen des Patienten und dessen Eltern.
 
In diesem Fall sollte man die Vormundschaft überprüfen lassen.
 
das klingt evtl. danach das die Vormundschaft nicht ordentlich durchgeführt wird und auch mein Tip wäre das dem Gericht zu melden die dieses prüfen würden....

aber in dem Fall kannst du schonmal von ausgehen das die Eltern das mitbekommen und ihr den Patienten verlieren werdet....

mfg Akhran
 
Krankenkasse, MDK, Hausärzte und Krankenhausärzte wissen alle um die Krankengeschichte aber keiner unternimmt etwas.
Ich verstehe nicht, warum das Betreuungsverfahren nicht überprüft wird.
Es heisst gegen den Willen von ihm und den Eltern könne man nichts tun. Er ist aber doch psychisch krank und die Eltern haben die Vormundschaft!
Der Betreuer bestimmt über den Wunsch, das ist richtig, aber er sollte zum Wohle des Betreuten entscheiden.

Alles Gute
Narde
 
Geben die Eltern einen Grund dafür an, warum ihr Sohn nicht mehr aufstehen sollte? (Angst vor neuerlichem Sturz etc.)
 
Hallo liebe Kollegen,
erst einmal: ganz lieben Dank für euere Antworten.
Das mit der Vormundschaft ist nicht so einfach. Da hängt noch ein anderer Verwandter irgendwie mit drin.
Als unser Patient vor einigen Wochen / Monaten im Krankenhaus war haben wir alles mögliche in Bewegung gesetzt das er von dort weitergeleitet wird und wegen der psychischen Erkrankung behandelt wird. Es sind ganz viele Gespräche mit Ärzten, Sozialstationen, Überleitungsschwestern usw. geführt worden. Ich denke das die Chance etwas an der Situation zu ändern dort verspielt worden ist Uns ist damals gesagt worden das Patient und Eltern sich entschieden haben den Tod im Kauf zu nehmen. Der Hausarzt, der Patient und Krankengeschichte seit 50 Jahren (na ja, vielleicht nicht sooo lang) kennt, hat uns gesagt das er nichts mehr tun kann da sich alle (die Familie und Patient) gegen eine Behandlung ausgesprochen haben.
Ich denke das ich lernen muss, diesen Willen zu akzeptieren. Aber wir Krankenpfleger leiden ja nun mal an dem Helfersyndrom und wenn wir das nicht ausleben können-----Frust:-(
Trotzdem, nochmals Danke für euere Tipps. Vielleicht kann ich bei der nächsten Besprechung das eine und andere mal anbringen.
Mache mich jetzt mal auf zur Abendrunde.
LG Elli
Ach so, aufstehen konnte er, war wohl die Angst vor einem neuen Sturz der ihn dann im Endeffekt ans Bett gefesselt hat.
 
Ich muss mal ein Zwischenfrage einwerfen: welche Grunderkrankung liegt vor.

Und dann fällt mir noch die Patientenverfügung ein, die ja auch beinhalten kann: keine kurrative Therapie mehr, nur noch Symptomlinderung. In diesem Falle würden die Eltern als Betreuer ggf. dem Wunsch des Sohnes folgen: keine Therapie mehr sondern sterben.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,
welche Grunderkrankung vorliegt, kann ich leider nicht sagen.
Unser Patient war wohl oft und lange in Psychatrischen Kliniken und nach Angaben der Mutter ist er von dort immer kränker nach Hause entlassen worden.
Kann gut sein das der Wunsch nach keiner Therapie in einer "klaren" Phase vom Patient geäußert wurde. Leider weiss ich zur Vorgeschichte leider gar nichts.
Aber Danke, das ist wirklich mal ein anderer Gesichtspunkt.
LG und einen schönen Abend noch
Elli
 
huhu, mich würde da auch die Grunderkrankung, vor allem die psychiatrische ,da ja "alles" darauf geschoben wird) interessieren.
Vielleicht solltet ihr da auch mal etwas nachforschen, dies könnte u.a. zur Klärung mancher Fragen helfen.

Sind die Angehörigen denn auch die Betreuer in Gesundheitssachen (Betreuer heißt ja nicht immer, dass er alle 3 "Qualitäten" betreut)?
Wenn das so ist, dann muß man die Sache hinnehmen, sofern sich nicht der Patient selber dahingehend massiv wehrt und ausdrücklich andere Wünsche äußert. Dann sollte man das schon überprüfen lassen.

Man möchte manchmal so vieles tun, und meint, man könne und müsse dem Menschen helfen, aber bis zu einem bestimmten Punkt ist uns das Eingreifen einfach untersagt, das gehört halt zur Selbstbestimmung des Menschen (und ist auch gut so).

Einen schönen Tag :-)
 
Also....
alles mal rein spekulativ/ provozierend/ anmassend....

Wenn ich jemanden pflege/ betreue - als Fachkraft - möchte ich auch diverse Diagnosen wissen. Nicht nur so schwammige Sachen wie "war mal in der Psychiatrie", dem können 100 Dinge zugrunde liegen.
Die allermeisten Diagnosen haben eine Auswirkung auf meine Art zu reagieren/ intervenieren....

Bist Du vielleicht noch nicht allzulang eine Examinierte?

Wenn Patienten eine Behandlung ablehnen, ebenso ihre Betreuung. Und auch der Arzt etc sind darüber orientiert. Dann heisst es Doku, Doku, Doku!!!! Vorgesetzte noch orientieren.
Ich weiss selbst, das es viel dazu braucht zu akzeptieren, nicht handeln zu dürfen.
Aber irgendwo muss man eine Grenze ziehen.
Die Grenze ist hier für mich : erklären, reagieren, interdisziplinär reagieren - wenn das alles nichts nützt, darf man das auch so hinnehmen. Wichtig ist der "Selbstschutz", sprich Doku, eigene Absicherung.

Nichts für ungut.

das blubbblubb
 
Hallo blubbblubb,
du hast ja Recht. Natürlich ist die genaue Diagnose für mein Handeln mit entscheidend.
Und zur Information: ich bin seit 25 Jahren examinierte Krankenschwester, immer im Beruf (Krankenhaus, Chirurgie und Innere) seit einem Jahr aber erst in der hsl.Pflege. (Gefällt mir wesentlich besser als die Arbeit im Krankenhaus)
Wie du sicherlich gelesen hast, ist besagter Patient erst seit knapp zwei Jahren unser Patient. Als Diagnose haben wir von Hausarzt Psychose genannt bekommen und halt Prellung und Sturzgefahr. Von Seiten des Hausarztes bekommen wir keinerlei weitere Infos. Auch den Entlassungsbrief aus dem Krankenhaus bekommen wir nicht. Die Eltern sind genauso Auskunfsfreudig wie der Hausarzt. Für Arztbriefe und Krankengeschichte würde ich glatt einen Teil meines Gehaltes geben, so Neugierig bin ich die Vorgeschichte mal zu erfahren. Aber da ist nicht ranzukommen, leider.
Aber ich fange so langsam an die Tatsachen zu akzeptieren. Ich nehme sowieso viel zu viel von Patientensorgen mit nach Hause. Das war schon immer so und ist in der hsl.Pflege nicht besser geworden. Zum Glück habe ich wunderbare Kollegen zum quatschen und zuhören.
Und halt hier das Forum, Danke nochmals für euere Ratschläge.
Grüße Elli
 
Und noch etwas zur Doku:
Wir schreiben uns zur Zeit die Finger blutig, es wird alles, aber auch wirklich alles dokumentiert.
Gruß Elli
 

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